Unsere Standpunkte zur Musical-Seilbahn in Hamburg

Beim Bürgerentscheid:

NEIN zur Musical-Seilbahn!

Bis zum 24. August wird in Hamburg-Mitte darüber abgestimmt, ob der Musical-Konzern Stage zusammen mit dem weltgrößten Seilbahnbauer Doppelmayr eine Seilbahn vom Millerntor zu den Musical-Theatern auf der anderen Seite der Norderelbe bauen darf. Eine der Tourismusindustrie nahestehende Initiative hat diesen Bürgerentscheid mit einigem finanziellen Aufwand durchgesetzt. Die Mehrheit der Bezirksversammlung und viele Menschen in den unmittelbar betroffenen Stadtteilen St. Pauli und Neustadt haben sich wiederholt gegen das Projekt ausgesprochen, ebenso wie Stadtteilbeiräte und Initiativen.

Die Befürworter bezeichnen die Seilbahn als Geschenk an Hamburg, als innovatives Verkehrsmittel und neue Attraktion für Touristen. 

Warum sind wir dagegen?

Diese Seilbahn ist kein Geschenk. Sie ist ein ganz normales Investitionsvorhaben wie andere auch. Allerdings beanspruchen die Investoren eine übermäßige Sondernutzung des öffentlichen Raums für ihre Gewinn-Interessen.  Durch den Bau und Betrieb der Seilbahnstation am Eingang von Planten un Blomen beim Millerntor würde der Park als wichtige Naherholungsfläche schwer beeinträchtigt. Hier und im Elbpark beim Bismarckdenkmal würden viele alte Bäume gefällt werden. Die 92 Meter und 129 Meter hohen Pylone, die sechs, teilweise fast sechs Zentimeter dicken Seile sowie die Gondeln wären im Stadtbild an der Elbe massiv präsent. Das historische Ensemble der Alten Wallanlagen würde an dieser Stelle als erlebbares Zeugnis der Geschichte Hamburgs weitgehend zerstört.

Dabei ist jetzt schon absehbar, dass die Stadt und der Bezirk Hamburg-Mitte am Ende doch draufzahlen.  Der Bau der Seilbahn in London wurde zum Beispiel deutlich teurer als geplant. Schon jetzt kostet der Bürgerentscheid fünfstellige Beträge, und auch die gegebenenfalls anstehenden planrechtlichen Verfahren und Prüfungen würden zu einem nicht unerheblichen Teil zulasten der Stadtkasse gehen.

Die Verkehrs- und Parkplatzsituation in und um St. Pauli ist bereits jetzt schwierig – die Bewältigung des zusätzlichen Aufkommens an Autos und Reisebussen durch die Seilbahn bliebe der Stadt überlassen, die Bewohner*innen hätten die Lasten zu tragen. 

Anders als die Seilbahnbefürworter behaupten, sind die Landungsbrücken nach Auskunft des HVV nicht überlastet. Die bestehenden Fährverbindungen reichen aus, um auch die Besucher zweier Musical-Theater über den Fluss zu bringen. Natürlich hätten die Betreiber das gerne selbst in der Hand: der städtischen HADAG als Betreiberin der Fähren würden damit Einahmeeinbußen drohen.

Auch eventuelle Steuereinnahmen durch die Seilbahn dürften nicht allzu üppig ausfallen – schließlich würden erst mal die Investitionen abgeschrieben.

 Diese Seilbahn ist kein Verkehrsmittel, kein “Sprung über die Elbe.” Sie bringt Musical-Besucher*innen zu den Theatern und zurück nach St. Pauli – mehr nicht. Eine Anschlussstrecke nach Wilhelmsburg ist dem Hafenentwicklungsgesetz entsprechend aus Sicherheitsgründen gar nicht möglich. Die Planung hierfür wird von den Investoren eigenen Aussagen zufolge auch nicht  weiterverfolgt. Und selbst wenn sie gebaut würde, wäre die Südstrecke wegen der Umsteigezeiten und vor allem der hohen Fahrpreise keine alltagstaugliche Verbindung von und nach Wilhelmsburg. In London nutzen die ebenfalls als Verkehrsmittel beworbene Seilbahn ganze vier Pendler!

Von der Musical-Bahn haben die Menschen in Wilhelmsburg und anderen Stadtteilen gar nichts.

In St. Pauli und der Neustadt sind die Leute nicht gerade begeistert von der Vorstellung, so ein Fahrgeschäft über die Köpfe gehängt zu bekommen. Und welcher Tourist kommt denn nur deshalb nicht nach Hamburg, weil es da keine Seilbahn gibt? Es werden vor allem Besucherströme nach St. Pauli umgeleitet. Wer Hamburg aus der Höhe sehen will, hat dafür auf dem Michel oder einem der anderen Türme der Stadt beste Möglichkeiten. Diese zusätzliche “Attraktion” ist nur für den Musical-Betreiber interessant.

Für Hamburg, für die Hamburgerinnen und Hamburger bringt die Musical-Bahn nichts. Für die Menschen in den ohnehin schon stark belasteten Stadtteilen bedeutet sie eine weitere Las-Vegasierung, einen weiteren Schritt in die falsche Richtung.

Beim laufenden Bürgerentscheid ist deshalb schon die Fragestellung falsch. Es geht nicht um eine „Hamburger Seilbahn.“ Es geht um eine Musical-Bahn. Es geht um Konzerninteressen. Es geht um die Privatisierung von öffentlichem Raum. Es gibt für die allermeisten Menschen in Mitte keinen stichhaltigen Grund für ein Ja.

Wir sagen NEIN zur Musical-Bahn! 

 

Beachten Sie auch unseren Hinweis zum Quorum!

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