Fragen & Antworten

Hier finden Sie Antworten auf viele Fragen, die im Zusammenhang mit der Musical-Seilbahn und dem Bürgerbegehren immer wieder auftauchen.
Sicher kann nicht jede Frage abschließend beantwortet werden – diese Seite wird aber laufend weiter aktualisiert.

Sollte Ihnen eine Frage einfallen, die hier noch nicht angesprochen wurde, schreiben Sie uns unter web@keine-seilbahn.de

 

 

Worum geht es eigentlich?

Eine Gruppe von Investoren möchte eine Seilbahn vom Millerntorplatz in St. Pauli zu den Musical-Theatern auf der anderen Seite der Norderelbe bauen. Während die Befürworter*innen das als ein “Geschenk an die Stadt Hamburg” bezeichnen, haben die meisten Anwohner*innen, die Mehrheit der Bezirkspolitik und auch viele engagierten Bürger*innen aus anderen Stadtteilen erhebliche Zweifel. Wir glauben, dass diese Seilbahn nicht gut ist, nicht für St. Pauli und die Neustadt und nicht für Hamburg.
Nachdem sich auch die Bezirksversammlung mehrfach gegen das Projekt ausgesprochen hat, haben Befürworter*innen ein Bürgerbegehren gestartet, das am 24. August 2014 im ganzen Bezirk Mitte zur Abstimmung kommt.

 

Wer will die Seilbahn bauen?

Die Stage Entertainment GmbH ist einer der größten Anbieter von Shows und Musicals in Deutschland und betreibt in Hamburg mehrere Theater. Zusammen mit der Doppelmayr Holding AG will die Stage den Bau einer Seilbahn zu ihren Theatern an der Elbe betreiben. Doppelmayr ist Weltmarktführer im Seilbahnbau.

 

Wer sind die Befürworter*innen?

Nachdem die Pläne der Investoren für die Seilbahn auf Ablehnung bei der Bezirkspolitik und den Anwohner*innen gestoßen sind, hat sich eine Initiative gegründet, die das Projekt über ein Bürgerbegehren durchsetzen möchte.
Als prominente Mitglieder werden zum Beispiel die ehemalige Senatorin Herlind Gundelach und der frühere Vorsitzende des Tourismusverbandes Hamburg, Thomas Magold, genannt.
Obwohl letzterer die Unabhängigkeit der Initiative betont und die Initiatoren als “Überzeugungstäter” bezeichnet, ist doch festzuhalten, dass
die Initiative der Tourismus- und Eventindustrie äußerst nahe steht. So wird im Impressum der Webseite der Initiative als Verantwortlicher “Thomas Magold, c/o Tourismusverband Hamburg e.V.” angegeben, die Adresse des Verbandes ist demzufolge auch die Adresse der Initiative.
Laut Aussage von Herrn Magold anlässlich der konstituierenden Sitzung der Bezirksversammlung wurden die Befürworter vom Tourismusverband und der IG St. Pauli (eine Lobby-Organisation der Eventindustrie) mit hohen vierstelligen Beträgen finanziert.
Zudem werden die Anliegen der Initiative regelmäßig durch von der Stage und Doppelmayr bezahltes Werbematerial unterstützt. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens werden im Newsletter der Investoren prominent als “Bewohner des Bezirks” präsentiert.

 

Wer engagiert sich gegen das Seilbahnprojekt?

In den unmittelbar anliegenden Stadtteilen St. Pauli und Neustadt haben sich zahlreiche Bürger*innen, Stadtteilbeiräte, Initiativen und Parteienvertreter*innen gegen die Seilbahn ausgesprochen. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat das Projekt mehrfach mit klarer Mehrheit abgelehnt. Es gibt verschiedene Gruppierungen und Zusammenschlüsse, in denen sich Menschen auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Thema beschäftigen. Diese Webseite wird von der Gruppe “Keine Seilbahn über unseren Köpfen” betrieben, einem informellen Zusammenschluss von Einzelpersonen, vorwiegend aus St. Pauli.

 

Wie steht die Politik zu der geplanten Seilbahn?

Der Senat hat die Entscheidung der Bezirkspolitik überlassen. In der Bezirksversammlung hat sich die Mehrheit deutlich dagegen ausgesprochen. Die Bezirks-FDP – die in der neuen BV nicht vertreten ist – plädiert in ihrem Wahlkampfprogramm für einen Startpunkt in der HafenCity und lehnt die aktuellen Pläne ab. Offen unterstützt werden die Seilbahnpläne von der CDU und der AfD.
Viele Parteien und Beteiligungsgremien haben sich klar gegen die Pläne der Investoren ausgesprochen. So hat zum Beispiel der Sanierungsbeirat Wohlwillstraße bereits im Juni 2013 eine Empfehlung gegen den Seilbahnbau formuliert. Dieser wurde mit großer Mehrheit angenommen. 

 

Was ist das Bürgerbegehren?

Das Bürgerbegehren wurde von einer der Tourismusindustrie nahestehenden Initiative  durchgesetzt, nachdem die Bezirksversammlung sich mehrfach mehrheitlich gegen eine Seilbahn ausgesprochen hatte.
Für ein Bürgerbegehren muss eine bestimmte Anzahl von Unterschriften von Bürger*innen gesammelt werden, die im Bezirk wahlberechtigt sind. Anschließend entscheidet die Bezirksversammlung, ob sie das Anliegen des Begehrens übernimm (ihm also zustimmt) oder nicht. In letzterem Fall kommt es zum Bürgerentscheid, das heißt, alle Bürger*innen des Bezirks stimmen über das Anliegen ab. Das Ergebnis der Abstimmung hat die gleiche Bedeutung wie ein Beschluss der Bezirksversammlung, ist also bindend.
Im Gegensatz zu anderen Volksabstimmungen gibt es bei diesem Bürgerbegehren kein Quorum, also eine Mindestanzahl von abgegebenen Stimmen. Mit anderen Worten: egal wie viele Menschen an der Abstimmung teilnehmen: das Ergebnis ist gültig!
Da die Bezirksversammlung das Begehren abgelehnt hat, kommt es nun am 24. August zur Abstimmung im ganzen Bezirk Mitte.
(siehe auch: https://www.hamburg.de/behoerdenfinder/hamburg/11255630/)

 

Welche Kritik gibt es am diesem Bürgerbegehren?

Die Initiative “Hamburger Seilbahn – ich bin dafür” hat Ende März die erforderliche Anzahl von Unterschriften beim Bezirksamt eingereicht. Kritik gab es daran, dass die Unterschriftensammler*innen offenbar bezahlt wurden, was bei Bürgerbegehren eher unüblich ist, allein schon deshalb, weil sich die meisten Initiativen “von unten“ das gar nicht leisten können.
Zudem gab es Vorwürfe, einzelne Sammler*innen hätten falsche Angaben gemacht und behauptet, “für das Bezirksamt” tätig zu sein.
Auch wurden für geleistete Unterschriften Freifahrkarten für die zu bauende Seilbahn verteilt. Auch wenn das wohl eher als Marketing-Gag gedacht war als dass unlautere Absichten dahinter gesteckt hätten, ist es doch etwas, was “normalen” Initiativen gar nicht möglich wäre. 
Siehe dazu auch die Sendung „Schalthoff live – (K)Eine Seilbahn für Hamburg“ vom 8. April 2014.

Generell wird an der Pro-Seilbahn-Initiative kritisiert, dass sie sich als Bürgerbewegung ausgebe, tatsächlich aber die Interessen der Konzerne Stage und Doppelmayr vertrete.
Siehe dazu auch Wikipedia, „Astroturfing.
Die Initiatoren bezeichnen sich indes als “Überzeugungstäter.” Anders als bei den im Wikipedia-Artikel genannten Beispielen hat die Initiative “Hamburger Seilbahn – ich bin dafür” offenbar weder ihre Finanzierung verheimlicht noch hinsichtlich ihrer personellen Zusammensetzung oder institutionellen Verbindungen mit falschen Karten gespielt.
Grundsätzlich ist den Initiatoren wohl nicht abzusprechen, sich tatsächlich aus Überzeugung zu engagieren.
Dennoch handelt es sich offensichtlich nicht um eine „normale“ Bürgerinitiative. Vielmehr ist es eine Gruppe, die den potenziellen Investoren nahesteht und bei der enge, auch personelle Verknüpfungen zu den entsprechenden Lobbygruppen besteht:
Die Adresse des Tourismusverbandes Hamburg steht im Impressum der Webseite der Initiative. Die Handelskammer tritt als Unterstützerin auf, was erstaunen könnte, waren dieser doch bisherige Bürgerbegehren wie das zum Netzrückkauf eher ein Dorn im Auge. Auch die „Interessengemeinschaft St. Pauli“ ist keine Bürgerbewegung, sondern eine Lobbyorganisation von Geschäftsleuten, die auf dem Kiez aktiv sind. Gerade letztere steht wegen ihrer Bemühungen zur einseitigen Förderung der Tourismusindustrie in St. Pauli in der Kritik. 

 

Wieso wird zwar im ganzen Bezirk, nicht aber in ganz Hamburg abgestimmt?

Ein Bürgerbegehren in einzelnen Stadtteilen ist von der Hamburger Gesetzgebung nicht vorgesehen, das geht nur auf Bezirks- oder Landesebene.
Die Pro-Seilbahn-Initiative behauptet, der Senat hätte die Entscheidung dem Bezirk übertragen, und deshalb wäre das Bürgerbegehren nur hier möglich. Inzwischen ist aber klar:  die Initiatoren hätten jederzeit die Möglichkeit gehabt, einen Volksentscheid in ganz Hamburg anzustreben.
Doch offenbar wurde nicht nur der Aufwand gescheut – so hätten fast zehnmal mehr Unterschriften gesammelt werden müssen. Es soll wohl auch ausgenutzt werden, dass nun vor allem Menschen in Stadtteilen abstimmen können, die nicht unmittelbar betroffen sind. In Billstedt beispielsweise wird massiv Werbung für die Seilbahn gemacht – mit irreführenden Aussagen und geschönten Bildern.

 

Ich wohne in Hamm/Wilhelmsburg/Neuwerk, da kann es mir doch egal sein, wenn in St. Pauli eine Seilbahn gebaut wird?

Von den unmittelbaren Auswirkungen der Musical-Bahn – mehr Verkehr, Eingriff in das Stadtbild, Beeinträchtigung oder Zerstörung von Naherholungsflächen, Verschattungen usw. – wären tatsächlich vor allem St. Pauli und die Neustadt betroffen.
Aber so ein großes Projekt hätte natürlich auch Auswirkungen auf die ganze Stadt. Da wäre zum einen das Kostenrisiko zu nennen – was passiert, wenn sich die ganze Sache anders entwickelt als von den Investoren geplant?
Vor allem aber werden Belastungen auf die Allgemeinheit abgewälzt und öffentlicher Raum für privatwirtschaftliche Zwecke in Anspruch genommen – das betrifft letztlich alle.
Zudem könnte hier ein Präzedenzfall geschaffen werden: Wenn dieses Begehren erfolgreich ist, könnten überall im Bezirk Konzernbegehren unter Umgehung der Politik und gegen die Interessen der Betroffenen durchgesetzt werden.

Tatsächlich hätte diese Seilbahn für die meisten Menschen in Hamburg keinerlei Vorteile. Die alle betreffenden Nachteile mögen ein wenig abstrakt wirken, würden aber durchaus Folgen haben. Insbesondere Wilhelmsburg wird mit dem Märchen vom „Sprung über die Elbe“ umworben. Den wird es aber mit dieser Seilbahn nicht geben. Stattdessen entstünde ein isoliert für sich stehendes Großprojekt ohne Einbindung in ein Verkehrskonzept für Hamburg und die Elbinsel.

 

Was würde die Seilbahn kosten?

Die Investoren geben auf ihrer Webseite ein Investitionsvolumen von 35 Millionen Euro an.  Inwiefern diese Summe realistisch ist, lässt sich von außen naturgemäß schwer einschätzen.
Allerdings: Solche Angaben sind in der Regel “geschönt”, um Projekte politisch durchsetzten zu können – die legendäre Elbphilharmonie ist dafür ein schon überstrapaziertes Beispiel.
Als Vergleich können andere Seilbahnen dienen.
Als einzige Bahn in Deutschland technisch vergleichbar, aber viel kleiner als die geplante Musical-Bahn ist die Rheinseilbahn in Koblenz. Diese hat laut Angaben der Betreiber rund 13 Millionen Euro gekostet.
Dabei ist sie ist sie nur etwas mehr als halb so lang wie die in Hamburg geplante Bahn. Zudem liegt hier die Bergstation, wie der Name schon sagt, auf einer Anhöhe, so dass zum Erreichen der Höhendifferenz keine aufwändigen Stützkonstruktionen nötig sind, wie sie in Hamburg erforderlich sind. Allein die Pylonen dürften mehr kosten als die ganze Koblenzer Seilbahn.

Von der Gesamtanlage vergleichbar, aber auf einer anderen Technik basierend (Umlaufbahn mit einem statt, wie in Hamburg geplant, mit drei Seilen) und immer noch um ein gutes Drittel kürzer als die Hamburger Bahn ist die Seilbahn in London. Diese sollte ursprünglich 25 Millionen Pfund (etwa 31 Millionen Euro) kosten, daraus wurden schließlich 60 Millionen Pfund (über 75 Millionen Euro).

 

Gibt es schon vergleichbare Seilbahnen?

Bei der geplanten Musical-Bahn handelt es sich um eine sogenannte Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn). Diese verhältnismäßig neue Technologie wurde von der Firma Von Roll entwickelt, deren Seilbahnabteilung 1996 von Doppelmayr gekauft wurde. Der Weltmarktführer im Seilbahnbau entwickelte die Technologie weiter und baute 2010 in Koblenz die erste Seilbahn dieses Typs in Deutschland. Weitere 3S-Bahnen listet Wikipedia auf. Keine dieser Bahnen liegt im Flachland. 

Sogenannte “Urbane Seilbahnen”, also solche, die Distanzen im städtischen Raum überwinden, gibt es ein paar, jedoch basieren die auf anderen Technologien. Am ehesten vergleichbar wäre wohl die „Emirates Air Line“ in London, die 2012 aus Anlass der olympischen Spiele eröffnet wurde. Diese kostete ca. 60 Millionen Pfund (etwa 75 Millionen Euro). 

 

Ist die Seilbahn ein Verkehrsmittel?

Wenn jedes Gerät, das Personen von A nach B transportiert, als Verkehrsmittel gelten würde, dann ja. Wenn damit Systeme gemeint sind, die allgemein zugängliche Mobilität für Menschen ermöglicht, dann nein.
Tatsächlich soll die Hamburger Seilbahn im Wesentlichen die Musical-Besucher*innen zu den Theatern der Stage und wieder zurück nach St. Pauli bringen. In diesem Sinne wäre sie ein Zubringerdienst.
Die Befürworter*innen argumentieren, die Seilbahn sei auch eine tolle Touristenattraktion. In diesem Sinne wäre sie genauso Verkehrsmittel wie das Riesenrad auf den Dom – also eher ein „Fahrgeschäft“.

In den HVV wird sie auf keinen Fall eingebunden, und die Fahrkarten wären für die Nutzung als alltagstaugliches Verkehrsmittel viel zu teuer.
Übrigens wurde auch in London argumentiert, die Seilbahn sei ein Verkehrsmittel. 2013 wurde sie von ganzen vier Pendlern regelmäßig genutzt.

 

 Bindet die Seilbahn Wilhelmsburg an die Innenstadt an?

Nein.
Obwohl schon mehrfach widerlegt, verwendet die Investoren-Initiative immer noch das Argument, die geplante Seilbahn sei ein “Sprung über die Elbe”.
Tatsächlich hüpft sie aber nur bis Steinwerder. Von dort aus würde es zu Fuß zur Haltestelle “Norderloch” und dann per Bus weitergehen. Wenn denn einer fährt, denn die Haltestelle wird nur zu bestimmten Zeiten angefahren. Richtig funktionieren würde das also nur, wenn der HVV die entsprechenden Linien ausbaut. Wer aber trägt dafür die Kosten?

Sinnvoll – aber auch teuer – könnte diese Verbindung also allenfalls für die Einwohner*innen von Steinwerder sein. Laut Statistik  sind das 36 Personen.

Die Befürworter suggerieren anderes mit ihrem Plakatmotiv “In Zukunft schweben wir zum Dom.” Doch tatsächlich würde diese Fahrt nicht nur erheblich teurer werden als mit den bestehenden Verbindungen des HVV, sondern für die meisten Wilhelmsburger*innen auch deutlich länger dauern – oft mehr als doppelt so lang und dreimal teurer.

Als Verbindung auf die Elbinsel taugt die Seilbahn also nicht, den Leuten in Wilhelmsburg nützt sie gar nichts.

 

Ist die Seilbahn ökologisch sinnvoll?

Wenn lediglich der Energieverbrauch während des Betriebs berechnet wird, kann eine Seilbahn durchaus ein vergleichsweise umweltschonendes Transportmittel sein. Allerdings gilt es für eine ökologische Gesamtbilanz auch andere Kriterien einzubeziehen.
Dazu gehört zum Beispiel die Nachhaltigkeit: Ein System, das nach zehn Jahren sein Haltbarkeitsdatum überschritten hat (siehe unten), ist nicht ökologisch sinnvoll, insbesondere, wenn dafür tief in öffentliche Grünflächen eingegriffen und alte und damit ökologisch besonders wertvolle Bäume gefällt wurden.
Auch der eigentliche Verwendungszweck sollte bedacht werden: Die Versorgung von Musical-Theatern mit Besuchern ist an sich kein umweltfreundliches Unterfangen.
Zudem behaupten die Investoren, die Seilbahn sei eine Attraktion, die zusätzliche Tourist*innen nach Hamburg brächte. Sollte dies zutreffen, wäre vielleicht nicht die Fahrt mit der Seilbahn, aber die Anreise zu dieser mit zusätzlichen Umweltbelastungen verbunden.

 

Warum redet ihr immer von “Musical-Bahn”?

Die Befürworter versuchen zu suggerieren, die Seilbahn sei etwas für ganz Hamburg, ein „Geschenk“ sogar. Tatsächlich nützt sie Hamburg gar nichts, denn sie transportiert Besucher*innen zu den Musical-Theatern. Sie wird gefordert vom Musical-Konzern Stage, der sie auch auf eigene Rechnung betreiben will. Sie ist ausschließlich auf den Musical-Betrieb ausgerichtet – deshalb ist sie eine „Musical-Bahn“.

 

Wie wirkt sich die Seilbahn auf die Parks aus?

Die Station auf der nördlichen Seite soll in die Alte Feuerwache „integriert“ werden.
Diese muss dafür umgebaut werden, die bisherige Nutzung soll entfallen.
Damit liegt diese Station direkt am für St. Pauli wichtigen Eingang von Planten un Blomen. Die dort stehenden Bäume müssten gefällt werden. Durch den Publikumsverkehr und die „startenden“ Gondeln wird erhebliche Unruhe in diesen Teil des Parks gebracht, der eines der wichtigsten Naherholungsgebiete für St. Pauli ist und eine der wenigen Ruhezonen in diesem stark belasteten Stadtteil darstellt.
Direkt jenseits des Millerntorplatzes, im Alten Elbpark (der mit dem Bismarckdenkmal), soll die nördliche Seilbahnstütze stehen. Dieses mehr als 90 Meter hohe Konstrukt steht auf vier Säulen, deren jede am Fuß über einen Meter Durchmesser hat. Die Fundamente sind 5 mal 5 Meter stark (nach machen Plänen sogar noch etwas mehr) und bis zu 15 Meter tief im Boden verankert.
Selbst bei einem Rückbau könnten sie kaum vollständig wieder entfernt werden. Ohnehin würde der Park stark beeinträchtigt, nicht nur weil zahlreiche Bäume gefällt werden müssten. Auch der Aufenthalt unter einem monströsen Pylon dürfte nicht der Vorstellung von einem Ausflug in den Park entsprechen.
In welchem Maße Verschattungen durch die vorbeiziehenden Gondeln oder Windgeräusche in den Seilen auftreten lässt sich schwer abschätzen. Die Webseite der Investoren verweist diesbezüglich auf künftige Planfeststellungsverfahren – offenbar will man sich hier um eine klare Aussage drücken. Natürlich wird es sowohl Geräusche und Verschattungen geben. Dass diese sich im Rahmen des gesetzlich noch zulässigen bewegen sollen, ist schlicht eine Selbstverständlichkeit. 

Die gefällten Bäume sollen ersetzt werden – dann ist doch alles gut? 

Bis ein Baum eine gewisse Größe erreicht, dauert es ein paar Jahrzehnte.
Was da neu gepflanzt wird, sind also bestenfalls Bäumchen. Die Formulierung “Neupflanzungen in gleicher Größe”, die die Befürworter auf ihrer Webseite verwendet, ist irreführend. Vermutlich ist einfach gemeint, dass die gefällten Bäume durch Arten ersetzt werden, die genauso groß werden.
Die genannte Zahl von sieben zu fällenden Bäumen darf getrost bezweifelt werden und bezieht sich ohnehin nur auf den unmittelbaren Standort der Stützen.
Am Millerntorplatz dürften nochmals mindestens genauso viele Bäume verschwinden – und zwar ersatzlos, denn da soll ja die Station gebaut werden.

In St. Pauli und Umgebung sind in den letzten Jahren immer mehr Bäume und Grünflächen verschwunden – wenn im Innenstadtbereich zum Beispiel Wohnungen gebaut werden, lässt sich das nicht immer vermeiden.
Aber für ein unsinniges Projekt wie die Musical-Seilbahn ist das nicht akzeptabel, dafür sind Ruhezonen, städtisches Grün und Naherholungsflächen zu wichtig für die Bevölkerung.

Was bedeutet die Seilbahn für den Denkmalschutz?

Ein 90 Meter hoher Pylon auf der nördlichen Seite und ein sogar 129 Meter hoher in Steinwerder wirken sich auf das Stadtbild aus, egal wie „filigran“ sie konstruiert sein mögen. Tatsächlich erinnern die Visualisierungen auf der Investorenwebseite eher an Raumschiffe aus dem Film „Krieg der Welten“ (2005).
Und natürlich macht es auch einen Unterschied, ob nur ein paar Möwen oder im Sekundentakt Gondeln für 30 Personen an der Skyline der Stadt vorbeiziehen.
Die Alte Feuerwache an der Glacisschausse steht zwar nicht unter Denkmalschutz, ist aber dennoch ein historisches Gebäude an einer sensiblen Stelle.
Das Gesamterscheinungsbild der ehemaligen Wallanlagen zwischen der Hamburger Innenstadt und der früheren Vorstadt St. Pauli, die ein Stück Hamburger Geschichte sichtbar und erfahrbar machen, würde deutlich verändert.

 

Wird die Seilbahn in den HVV eingebunden?

Nein. Das ist weder von den potenziellen Betreibern vorgesehen noch würde es irgendeinen Sinn ergeben, da die Seilbahn lediglich die Musical-Theater bedienen würde.

 

Was würde die Fahrt mit der Seilbahn kosten?

Inzwischen wird ein Fahrpreis von 6 Euro pro Einzelfahrt angegeben.
Allerdings: “aus heutiger Sicht”. In ihrem – nicht online verfügbaren – Pressematerial werden die Befürworter*innen deutlicher: “Die Kostenkalkulation beruht auf Preisen aus dem Jahr 2014, sie müssen im Zuge der Teuerungsrate und steigender Rohstoffpreise künftig gegebenenfalls angepasst werden.”

Mit anderen Worten: Bei den 6 Euro wird es wahrscheinlich nicht bleiben.

In einem Artikel von 2012 wird von einem Preis von 10 Euro angegeben, den „die die ‚Stage‘ als Mindestpreis für die Seilbahn-Tour haben möchte, um wirtschaftlich zu sein.

Das gleiche dürfte für die Ticket-Preise für Kinder und Inhaber*innen von HVV-Zeitkarten gelten. Dafür werden derzeit 3 Euro angegeben.
Selbst wenn die Preise erst mal nicht steigen sollten: für ein alltagstaugliches Verkehrsmittel ist das viel zu teuer.

 

Ist die Seilbahn eine Attraktion für Touristen?

Die Investoren werben damit, dass die Seilbahn eine zusätzliche Touristenattraktion wäre. Auf der einen Seite wäre zu fragen, ob Hamburg das braucht, und das ausgerechnet an dieser Stelle, wo an Touristen schon jetzt kein Mangel herrscht.
Zum anderen fragt sich, welcher Tourist ernsthaft nur deswegen nicht nach Hamburg reist, weil es hier keine Seilbahn gibt?
Die Behauptung, die Seilbahn ermögliche einen einmaligen Blick wie sonst nur ein Hubschrauberrundflug lässt sich mit einer einfachen Besteigung des Michel-Turms widerlegen. Wer nach Hamburg kommt, dürfte ohnehin eher Schiff fahren wollen – dafür gibt es die zahlreichen Barkassen und die HADAG-Fähren.

Die Londoner Seilbahn ist im Rahmen der Olympischen Spiele auch als Touristenattraktion konzipiert worden. Doch ein Jahr nach der Eröffnung brachen die Nutzerzahlen um fast zwei Drittel ein. 

 

Wer trägt die Risiken?

Die Investoren behaupten, die Seilbahn koste „den Steuerzahler“ keinen Cent. Das ist bei einer privatwirtschaftlichen Investition eigentlich eine Selbstverständlichkeit – sicher ist das aber nicht. Sollten die Kosten – wie in London – tatsächlich deutlich steigen, würde die Frage nach einer städtischen Beteiligung sicher wieder aufgeworfen werden.
Eine offene Frage ist auch die Rechtsform des Betreibers. Sollte die Stage die Seilbahn z.B. in eine GmbH auslagern, blieben im Falle einer Insolvenz die Gläubiger zumindest auf einem Teil der Kosten sitzen. Den Rückbau müsste in dem Fall komplett die Stadt übernehmen. Die Mehrbelastungen der Stadtteile St. Pauli und Neustadt und das zusätzliche Verkehrsaufkommen gingen ohnehin zu Lasten der Stadt und ihrer Bewohner*innen.

 

Warum soll die Seilbahn nach 10 Jahren wieder abgebaut werden?

Die Investoren schreiben auf ihrer Webseite etwas verklausuliert: „Die Wirtschaftlichkeit ist nach 10 Jahren gegeben. Nach diesen Zeiträumen läuft die Genehmigung aus und der Betreiber muss die Seilbahn komplett zurückbauen.“
Für die deutlich kleinere Koblenzer Seilbahn wird eine „technisch längstmögliche Betriebsdauer“ von 16 Jahren angegeben (2010 bis 2026).
Daraus lässt sich schließen, dass sich nach den zehn Jahren der Weiterbetrieb der Seilbahn ohne größere, weitere Investitionen schlicht nicht mehr lohnen würde: die Investoren hätten ihren Gewinn gemacht.
Die Betriebsdauerbegrenzung ist also kein Entgegenkommen, sondern technisch und wirtschaftlich begründet.